Montag, 16. Juni 2008

Das goldene Klo ist eröffnet


Das goldene Klo - auch in der Nacht geöffnet

Nach langem, fast unertäglichem Warten, konnten die Paffenhofener, endlich eine Toilette am Hauptplatz sichten.Guter Rat, in der Klofrage, war nicht billig und kaum zu haben."Der Habl hatte ihn trotzdem (Zitat)"Und so kam es nun zum Sitzen, Riechen und Probieren des edlen Werkes, mit sehnsuchtsvollem Blick in eine goldene Zukunft. Das goldene Zeitalter brach an und das Warten auf den goldenen Knaben hatte ein jähes Ende.Lasset und nun tanzen um das goldene Kleinod.

Geöffnet ist rund um den CRONOS, dem Vater des Zeus,

dem wir danken für die göttliche Idee.


Siehe auch DK Artikel mit VIDEO
vom 16. Juni 2008
LINK ZUM ARTIKEL

http://www.donaukurier.de/lokales/pfaffenhofen/art600,1893183

DIE ZEITUNG ZUM KLO (LINK)

1 Kommentar:

Lorenz Trapp hat gesagt…

Hallo Manfred,
schön langsam komme ich rein in die witzige Welt des Internet-Blogs, und deshalb hau ich dir hier meinen Artikel aus dem "Pfaffenhofener" vom 13. Juni 2008 an die Wange. Hier ist er!

Die Dialektik der Kunst: Bedürfnisanstalt sucht Bedürfnis
Das Sonderangebot eines goldenen Toilettenhäuschens vor dem Rentamt hebt den Mangel an Biergärten nicht auf
von Lorenz Trapp
Wenn einer eine Reise tut, mutmaßen die Daheimgebliebenen mit einem hauchzarten Anflug von Neid, dann kann er was erzählen. Quatsch. Nicht Quatsch erzählen! Das kann jeder. Es geht darum, dass diese Aussage, wie so viele, denen die Daheimgebliebenen aufsitzen, Quatsch ist. Sie hat nämlich kein Fundament. Richtig lautet sie: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben. Kann! Hier umschiffen wir bereits die Dialektik, die uns in leichtfertiger Deduktion glauben machen möchte, dass jeder Reisende etwas zu erleben hat, was er dann auch noch – wahrheitsgemäß – den Daheimgebliebenen erzählt. In Notsituationen darf gelogen werden.

Erst kürzlich ist uns in der Stadt ein Reisender begegnet. Er hatte tatsächlich noch seine unternehmungslustigen Mallorca-Klamotten aus der letzten Saison an und stellte, mit klandestinem Blick hinter der Sonnenbrille, einige schwierige Fragen: „Wem gehört das Fahrrad, das gestern in Chicago umgefallen ist?“ – „Wie heißt die Hauptstadt von Burkina Faso?“ – „Wo ist in Pfaffenhofen ein Biergarten?“ Das Fahrrad gehört Johnny Rourke. Die Stadt heißt Ouagadougou. Und der Biergarten ist, ja, also der Biergarten, der Biergarten müsste hier irgendwo sein.

Auf der Suche nach dem verlorenen Biergarten

Ist er nicht. Es gibt einige Gaststätten in der Stadt, die ihren Gästen den Luxus bieten, im Freien zu sitzen, um dort von ihren Reiseerlebnissen zu flunkern und eine Maß – oder auch zwei – zu genießen. Aber nicht alles, was ein bisschen Grün und frische Luft mit Bier verbindet, verdient den Namen Biergarten. Ein Garten, sagt uns der Etymologe, sei ein zart „umgürteter Raum“, in dem man sich wohl fühlen kann – und dann noch ein Bier: perfekt!

Ein Anflug dieser Beschaulichkeit hatte sich vor Jahren auf dem Hauptplatz niedergelassen, unter mächtigen Kastanien, und niemand mag sich mehr daran erinnern, wie der Sigl-Wirt diesen verzweifelten Versuch, ein Stück bayerischer Tradition in der Stadt zu erhalten, resignierend aufgab.
Das Wahre war es ja nicht. Aber seien wir ehrlich: Wer träumt nicht heimlich von einem Biergarten in der Stadt, der all die klassischen Voraussetzungen erfüllt? Schattige Bäume, fesche Bedienung, vielleicht ein bisschen knirschenden Kiesel zwischen den Bänken, und dazu dann ein Bier, das die deftige Brotzeit genüsslich und gehorsam in den zufriedenen Magen geleitet.
Einem Gerücht zu Folge soll sogar Bürgermeister Herker, von der Sehnsucht nach dieser beschaulichen Idylle getrieben, kilometerweit durch die Hallertau fahren und in einem schattigen Schlossgarten einkehren, um dann gedankenschwer in seine biergartenlose Stadt zurückzukehren. Die Pflicht ruft, und der Hauptplatz möchte umgestaltet werden: Ist da eventuell ein Biergarten mit drin? Entschuldigung, Scherzfrage! Obwohl: Die Zeichen der Zeit weisen darauf hin. Eine alte bayerische Weisheit lautet, dass Bier und Klo zusammen gehören wie Weißwurst und Senf. nicht, dass Weißwurst unbedingt etwas mit Weisheit zu tun hätte; da möchte sich nur die Dialektik wieder einschmeicheln! Aber die vier Komponenten der genannten Weisheit haben doch eines gemeinsam: Die Einen werden seit ewigen Zeiten und mit wachsender Begeisterung in die Anderen getaucht, Senf in Weißwurst, Bier ins Klo. Und jetzt brauchen wir die Dialektik, ob sie nun will oder nicht! Da hat doch tatsächlich ein lokaler Künstler auf dem Hauptplatz, vor dem Rentamt, eine These aufgestellt!

These? Antithese? Genau: alles fließt!

Manfred Habl, der Schöpfer dieses Werks, hat dafür auch gleich freundlicherweise die Erklärung mitgeliefert: „Weil Kunst ein Bedürfnis ist“. Die These in Form eines Toilettenhäuschens, in edlem gold gehalten, mit Aufschriften, die wie zweideutige Weisheiten daherkommen („Werbung ist Macht, weil sie macht“), ist das materialisierte Versprechen an die Öffentlichkeit, beim Verspüren eines Bedürfnisses Erleichterung zu verschaffen. gut, noch fehlt uns das Bedürfnis; doch Thesen, so lehrt uns alter Philosophen Weisheit, entwickeln Eigendynamik, die uns zwangsläufig zur Antithese führt. Das lässt hoffen. Wenn diese öffentliche Bedürfnisanstalt ein Bedürfnis weckt, was böte sich zur Unterstützung geradezu klassisch an? Ein Biergarten! Denn wo Bier raus kann, muss auch Bier rein. Der Etymologe weist uns übrigens darauf hin, das Klosett sei ein „umschlossener Raum“, und schon daran zeige sich eine nicht zu leugnende Affinität zum „umgürteten Raum“ des Biergartens.

Man sieht also, wenn schon nicht alles Eins ist, so ist es doch auf geheimnisvolle Weise mit einander verbunden. Hat das goldene Klo aber wirklich die Macht, uns einen Biergarten zu bescheren? Panta rhei, Kunst im Fluss, oder, und hier gibt sich die Dialektik ein letztes Mal die Ehre, alles fließt in Kunst, in ein vergoldetes Kunstwerk. Uns traurige Philosophen aber, unter imaginären Kastanien hinter einer geträumten Maß sinnierend, wird weiterhin, bis zum Auftreten eines Bedürfnisses, die so beliebte wie ungelöste Frage beschäftigen: Was war zuerst, Huhn oder Ei? Schenkt uns das Ei ein Huhn, oder legt uns das Huhn ein Ei?
Ein goldenes? Wie Habl?